Ein Herz für uns alle und gelebte Dankbarkeit
- Antje Hoell
- 16. Nov. 2021
- 2 Min. Lesezeit
Was für eine Zeit, in der wir uns gerade befinden. Ich kann mir vorstellen, dass sich derzeit jeder um sich und seine Mitmenschen sorgt und einen für sich vertretbaren Umgang mit der Situation sucht.
Nach meinem Termin letzte Woche Dienstag bei meinem Oberarzt, ist mir noch einmal mehr bewusst geworden, wie wichtig die vielen helfenden Ärzte, Schwestern und Pfleger in all den Krankenhäusern, Pflegeheimen u.v.m. sind. Sie leisten täglich wertvolle Arbeit - fachlich und menschlich. Die menschliche Ebene wird in den Nachrichten, Talk Shows und Zeitungsberichten, meines Erachtens, viel zu wenig beachtet und thematisiert. Für mich jedoch, ist sie essentiell. Liebe, tröstende Worte, ein Schulterklopfen, vor allem im klinischen Kontext, sind entscheidende Faktoren, wenn es darum geht, wieder gesund zu werden. Genau das habe ich während meines Besuchs im Klinikum erneut erlebt: einen dankbaren Oberarzt sowie herzliche Schwestern.
Mit Freude kann ich berichten, dass meine Werte weiterhin stabil sind, meine Immunfixation erneut „negativ“ ist. Mein Oberarzt äußert seine Freude darüber immer mit einem Lächeln, das mich ansteckt und positiv stimmt. Denn diesen Weg der therapiefreien Zeit, darf und kann ich nur wegen und in Rücksprache mit meinem Oberarzt, gehen - was für ein Geschenk! Ich will gedanklich noch zuversichtlicher sein und darauf vertrauen, dass mein Myelom für die nächsten Jahre „inaktiv“ bleibt und ich mich keiner weiteren Therapie stellen muss. Denn mit dem Wissen, wie es mir während der Chemotherapie ging, gruselt es mir förmlich davor, wieder eine zu erhalten. Umso wichtiger ist es für mich, jetzt! nach vorne zu schauen und mein Leben ohne Therapie zu gestalten. Ich werde mutiger, was meine Vorstellung bzgl. einer Arbeit betrifft und schöpfe täglich Kraft in empfundener Dankbarkeit. Dankbarkeit wirklich zu leben und zu praktizieren, bedeutet stetig, unabläßlich daran zu arbeiten. Vor zwei Jahren habe ich mir das 6-Minuten-Tagebuch gekauft. Das Buch heißt 6-Minuten, weil es darum geht, sich morgens max. 3 Minuten Zeit zu nehmen, um kurz innezuhalten und zu spüren, wofür man an diesem Morgen dankbar ist und den Tag zu planen. Am Abend darf man das Tagebuch wieder für max. 3 Minuten zur Hand nehmen. Gedanklich den Tag an sich vorbeiziehen lassen und überlegen, welch kleinen oder großen Dingen, Situationen, Menschen, Tieren, Bücher, Worte, Umarmungen, Blümchen, u.v.m. man an diesem Tag begegnet ist, was man gefühlt, gespürt, gesehen hat. Ich könnte diese Aufzählung unendlich fortführen, zeigt sie doch, wie reich unser Leben ist – wofür wir dankbar sein können, auch wenn wir uns in schwierigen, manchmal gefühlt aussichtlosen und sehr schmerzhaften Situationen befinden.
In dem Sinne, liebe LeserInnen, WegbegleiterInnen, Freunde und Familie, wünsche ich uns allen jederzeit eine helfende Hand, ein aufbauendes Wort, eine tröstende Umarmung, alles, was uns stärkt und gemeinsam durch die nächsten Wochen und Monaten gehen lässt.
Wie sagte Charlie Chaplin: „Wenn du jemanden ohne ein Lächeln siehst, schenke ihm deins.“ (Anm. Ich: Wir können auch mit den Augen lächeln.

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